Die digitale Transformation stellt Handels- und Konsumgüterunternehmen vor erhebliche Herausforderungen, bedingt durch eine Vielzahl komplexer Anforderungen. Im Mittelpunkt steht dabei der Kunde: Immer mehr Konsumenten erwarten individuelle, passgenaue Erlebnisse, von personalisiertem Marketing bis hin zu maßgeschneiderten Produktempfehlungen. Diese Form der Customer Centricity ist jedoch nur umsetzbar, wenn Unternehmen relevante Daten konsistent erfassen, analysieren und in Echtzeit nutzbar machen. In der Handelsbranche wird genau diese Fähigkeit zur datengestützten Echtzeit-Reaktion zunehmend zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor, etwa bei dynamischer Preisgestaltung, standortübergreifenden Bestandsabgleichen oder zielgruppenspezifischen Kampagnen.
Hinzu kommt der gestiegene gesellschaftliche und gesetzliche Druck, nachhaltiger und transparenter zu wirtschaften. Lieferkettennachweise, CO₂-Emissionen, Recyclingquoten – all das muss heute nicht nur organisiert, sondern auch digital nachvollziehbar gemacht werden, was vor allem Handelsunternehmen mit komplexen Liefer- und Logistikstrukturen vor Herausforderungen stellt.
Parallel dazu verändern sich Märkte rasant. Neue Technologien und Geschäftsmodelle, wie Quick Commerce oder Retail Media, entstehen schneller, als viele Unternehmen darauf reagieren können. Wer hier mithalten will, braucht eine flexible und belastbare digitale Infrastruktur.
Die Probleme veralteter und ungesteuert gewachsener IT-Architekturen
In vielen Handelsunternehmen ist die IT-Landschaft häufig ohne digitale IT-Strategie historisch gewachsen. Die Folge ist ein Wildwuchs an Systemen, Plattformen und Anwendungen, die teilweise redundant sind, unzureichend miteinander kommunizieren und immense Aufwände in Wartung und Integration verursachen. Einzelne Abteilungen beschaffen isoliert Softwarelösungen, Schnittstellen werden ohne übergreifende Planung gebaut und die Komplexität steigt stetig. Besonders in Unternehmen mit ausgeprägten Omni-Channel- oder Filialstrukturen, wie sie im Handel typisch sind, potenzieren sich diese Herausforderungen. Häufig wurden Funktionen des E-Commerce an den stationären Handel angedockt, ohne die Potenziale möglicher Synergieeffekte zu nutzen.
Ein weiteres zentrales Problem ist die mangelnde Transparenz innerhalb der IT. Viele Unternehmen haben keinen klaren Überblick darüber, welche Systeme überhaupt existieren, wie sie miteinander zusammenhängen und wo welche Daten verarbeitet werden. Das führt nicht nur zu ineffizienten Prozessen, sondern auch zu einer Abhängigkeit von einzelnen Personen oder veralteten Technologien.
Solche Altlasten werden mit der Zeit zum Risiko: Technologische Komponenten, die nicht mehr weiterentwickelt oder gar nicht mehr vom Hersteller unterstützt werden, erhöhen die Ausfallgefahr. Sicherheitslücken entstehen, weil Anforderungen der Cybersecurity nicht mehr abgedeckt werden können. Gleichzeitig steigen die Kosten durch überhöhten Wartungsaufwand und unnötige Redundanzen. Vor allem werden aber Innovationen ausgebremst, da Unternehmen ihre Reaktionsfähigkeit verlieren und ihre neuen Ideen nicht oder nur schwer umsetzen können. Dadurch geraten die Unternehmen im Wettbewerb ins Hintertreffen. Im Handel, wo Margen traditionell niedrig, Innovationszyklen kurz und Kundenerlebnisse entscheidend für den Kaufabschluss sind, kann das schnell in existenzbedrohenden Auswirkungen resultieren.
Die Ursache: Kein IT-Architekturmanagement sowie eine fehlende ineinandergreifende IT-Architektur
Die oben geschilderten Probleme lassen sich auf zentrale Mängel zurückführen: Das Fehlen einer strukturierten IT-Architektur sowie eines IT-Architekturmanagements. In vielen Unternehmen besteht weder ein aktuelles, klares Bild der IT-Landschaft, noch festgeschriebene Prozesse zur Weiterentwicklung derselben. Entscheidungen werden oftmals ohne übergreifende Strategie getroffen. Die Folge ist Stillstand, Unsicherheit und letztlich Handlungsunfähigkeit.
IT-Architekturmanagement ist dabei weit mehr als eine Dokumentationspflicht. Es ist ein zentrales Steuerungsinstrument, das sicherstellt, dass die IT-Architektur die Geschäftsstrategie unterstützt, dass Ineffizienzen wie Redundanzen vermieden werden und dass Veränderungen gezielt, kontrolliert und vorausschauend erfolgen können.
Der Ausweg: Eine pragmatische, ganzheitliche Betrachtung der IT-Architektur
Einige Unternehmen versuchen ihre IT-Architektur mit der Transition zu SAP S/4HANA auf einen Schlag zu modernisieren. Dies ist grundsätzlich ein positiver Schritt in Richtung einer zeitgemäßen IT-Infrastruktur, jedoch werden häufig die Abhängigkeiten zu anderen Systemen und die langfristige Absicherung des Nutzens der IT-Architektur bei der Transition nicht beachtet. Langfristig resultiert aus dieser Nichtberücksichtigung die Entstehung von Wildwuchs aufgrund eines fehlenden definierten IT-Architekturmanagements. Die SAP-Transition sollte somit nicht isoliert, sondern im Kontext der gesamten IT-Architektur umgesetzt werden. Gerade im Handelsumfeld, in dem zahlreiche spezialisierte Drittsysteme wie Kassensoftware, Warenwirtschaft oder Marktplatzintegrationen im Einsatz sind, ist eine übergreifende Betrachtung unerlässlich.
Eine erfolgreiche IT-Architekturstrategie basiert aus diesem Grund auf einem integrativen Ansatz, der sowohl das IT-Architekturangebot als auch das IT-Architekturmanagement einbezieht. Beide Perspektiven schaffen gemeinsam die Grundlage für eine zukunftsfähige IT-Landschaft, die den strategischen Zielen des Unternehmens gerecht wird. Der Erfolg der IT-Architektur hängt dabei maßgeblich von klar definierten Zielsetzungen und einem stabilen Rahmen ab, der Orientierung und Flexibilität zugleich bietet.
Diese Ziele werden idealerweise in einem Vision Statement festgehalten, das Bedeutung, Werte, Nutzen, Prioritäten und Ausrichtung der IT-Architektur und ihres Managements formuliert. Je früher und präziser die Zielbilder definiert sind, desto leichter lassen sich konkrete Maßnahmen ableiten. Dabei gilt: Es gibt keine Standardlösung. Eine leistungsfähige IT-Architektur muss stets individuell auf die Anforderungen und Strukturen des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten sein.
Zudem werden grundlegende Prinzipien und Leitplanken formuliert, die den Rahmen für die Weiterentwicklung der Architektur bilden. Unser erprobter Ansatz kombiniert ein klares Vision Statement mit Architekturprinzipien, die einen individuellen Spielraum lassen. Auf diese Weise entsteht ein gemeinsames Verständnis: Ein verbindlicher Rahmen, der zugleich unternehmensspezifische Anforderungen berücksichtigt. Aus unserer Sicht ist genau dieser Balanceakt entscheidend für eine IT-Architektur, die nicht nur mit der Unternehmensstrategie im Einklang steht, sondern sie aktiv unterstützt.
Die zweite notwendige Perspektive für eine zukunftsfähige IT-Landschaft, das IT-Architekturangebot, umfasst drei eng miteinander verknüpfte Bereiche: Die IT-Architektur-Services für das gesamte Unternehmen, die Business-Architektur sowie die technische IT-Architektur. Die IT-Architektur-Abteilung erbringt viele Leistungen, die auf die kontinuierliche Weiterentwicklung der gesamten IT-Landschaft abzielen. Dazu zählen unter anderem die Definition und Überwachung von Zielvorgaben, die Entwicklung und Pflege technischer Standards und die Auswahl passender Technologien.
Die Business-Architektur liefert wichtige inhaltliche Grundlagen. Elemente wie Domänenstrukturen und Geschäftsprozesse liegen zwar außerhalb der IT-Architektur im engeren Sinne, sind jedoch eng mit ihr verflochten. Unternehmen sollten vorhandene Strukturen gezielt nutzen, etwa bestehende Prozess- oder Domänenmodelle, um darauf aufbauend ihre IT-Architektur weiterzuentwickeln und strategisch auszurichten.
Die IT-Architektur schließlich beschreibt die eingesetzten Anwendungen und deren Schnittstellen, die verwendeten Datenobjekte und -flüsse sowie die zugrunde liegende Infrastruktur, physisch wie virtuell. Sie bildet das Fundament für die digitale Leistungsfähigkeit eines Unternehmens und muss laufend an neue Anforderungen angepasst werden. Diese Aufgabe fällt dem IT-Architekturmanagement zu, das sicherstellt, dass technologische Entwicklungen und die Unternehmensstrategie sinnvoll aufeinander abgestimmt sind.
Dabei geht es nicht nur um technische Strukturen, sondern auch um organisatorische Klarheit: Das IT-Architekturmanagement beschreibt, wer welche Aufgaben im Bereich der IT-Architektur übernimmt, wie Prozesse ablaufen und wo Verantwortlichkeiten, z.B. für die Auswahl einer neuen Software, liegen. Durch klare Rollendefinitionen und abgestimmte Zuständigkeiten wird Transparenz geschaffen, ein wesentlicher Erfolgsfaktor für effektives Architekturmanagement.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der organisatorischen Verankerung der IT-Architekturarbeit. Die Teams werden in unterschiedliche Einheiten gegliedert, die auf Konzernebene, Geschäftsbereichsebene, Landesebene und ggf. Funktionsbereichsebene verankert werden. Dabei ist es wichtig, eine der Unternehmensgröße und -struktur angemessene Organisation der IT-Architekturarbeit zu etablieren. Auf diese Weise entstehen belastbare Strukturen, die die Zusammenarbeit fördern, Entscheidungsprozesse beschleunigen und gleichzeitig unternehmensweite Synergien heben.
Nicht zuletzt regelt das IT-Architekturmanagement auch die Governance: Es legt fest, nach welchen Richtlinien gearbeitet wird, welche Gremien Entscheidungsbefugnisse besitzen und wie Eskalationspfade aussehen. Eine gut durchdachte, nachvollziehbar kommunizierte Governance-Struktur ist essenziell, um fundierte, effiziente Entscheidungen in einer zunehmend komplexen Systemlandschaft zu ermöglichen.
Die Verbindung von IT-Architekturangebot und IT-Architekturmanagement bildet die Basis für eine praxisnahe und zugleich strategisch wirksame Architekturstrategie. Doch wie lässt sich eine solche Strategie konkret entwickeln und im Unternehmen verankern? Genau an diesem Punkt setzen wir an. Als Safaric Consulting haben wir tiefe Einblicke in die IT-Architektur vieler Handelsunternehmen und eine umfangreiche Expertise, wie das IT-Architekturmanagement organisiert werden sollte. Gerne unterstützen wir Sie im Rahmen unseres „Quick Assessment IT-Architektur“ dabei, die Stärken und Herausforderungen Ihrer IT-Architektur zu bestimmen und eine gemeinsame Zielsetzung sowie die nächsten Schritte zu definieren. Wir freuen uns über Ihre unverbindliche Kontaktaufnahme.