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Agile Praktiken erfolgreich skalieren

10.09.2020

Über die letzten Jahre haben agiles Projektmanagement und agile Organisationsansätze in der IT zunehmend an Bedeutung gewonnen. Gerade bei Innovationsprojekten sind agile Ansätze nicht mehr wegzudenken. Scrum hat sich dabei als De-Facto-Standard etabliert und Begriffe wie „Product Owner“, „Sprint“ und „Backlog“ haben sich im Sprachgebrauch verankert.

Während agile Praktiken auf Team- und Projektebene bereits gut gelebt werden, stehen immer mehr Führungskräfte vor der Herausforderung, ein wachsendes agiles Projektportfolio effizient zu steuern, aufeinander abzustimmen und an relevante Stakeholder zu kommunizieren. Diese Vorgehensweise, agile Arbeitsweisen oberhalb der Projektebene anzuwenden, bezeichnet man als „Skalierung“ oder „Scaled Agile“. In diesem Artikel beleuchten wir, welche Vorteile die Skalierung von agilen Praktiken für Ihr Unternehmen bietet.

Die „Agile Bewegung“ umfasst weit mehr als Scrum und reicht in ihren Anfängen viele Jahrzehnte zurück. Insbesondere die 1990er und 2000er Jahre haben eine ganze Reihe von agilen Innovationen hervorgebracht. Ein Kernstück der agilen Bewegung ist das Agile Manifest, das verschiedene Werte der Softwareentwicklung in Beziehung zueinander bringt und gewichtet [1]:

  • Individuen und Interaktion sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge
  • Funktionierende Software ist wichtiger als umfassende Dokumentation 
  • Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlungen
  • Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen eines Plans

Die Aussage des Agilen Manifests ist dabei nicht, dass die Werte auf der rechten Seite unwichtig sind, sondern dass sie in ihrer Bedeutung hinter den Werten auf der linken Seite zurückstehen sollten. Um agile Praktiken erfolgreich umzusetzen, ist es essenziell, diese grundlegende Abwägung zu verinnerlichen.

Vorzüge von agilen Arbeitsweisen

Die wichtigsten Gründe für agiles Arbeiten sind eine verkürzte Produkteinführungszeit, eine gesteigerte Qualität und ein reduziertes Risiko:

  • Verkürzte Produkteinführungszeit
    Anders als bei klassischen Softwareentwicklungsmodellen, die typischerweise umfangreiche Spezifikationsphasen vorsehen, bevor die Umsetzung begonnen wird, setzt agile Softwareentwicklung auf ein inkrementelles Vorgehen. Produkte werden häppchenweise spezifiziert und umgesetzt. Dabei werden jeweils die wichtigsten Komponenten priorisiert. Eine Bereitstellung des Produktes für Kunden wird möglich, auch wenn noch nicht alle Funktionen fertigentwickelt sind. Hierdurch wird die Zeit bis zur Marktreife („Time-to-market“) reduziert.
  • Gesteigerte Qualität
    Agile Organisationsformen setzen auf eine enge Kollaboration zwischen den beteiligten Akteuren auf Fach- und IT-Seite. Durch den engen Austausch können Softwareprodukte auf die Anforderungen und Bedürfnisse der Stakeholder zugeschnitten werden. Regelmäßige Ergebnisvorstellungen und Feedback helfen dabei, eine zielgerechte Umsetzung sicherzustellen. Fehlentwicklungen aufgrund von mangelnder Abstimmung werden reduziert oder sogar ganz vermieden. Von den Beteiligten wird nicht nur eine höhere Qualität der Arbeitsergebnisse hervorgehoben, sondern auch eine motivierende Zusammenarbeit.
  • Reduziertes Risiko
    Das inkrementelle Vorgehen, die schnellen Bereitstellungszyklen und die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure auf Fach- und IT-Seite sorgen insgesamt dafür, dass das Risiko eines Scheiterns niedriger bewertet wird als bei klassisch organisierten Softwareentwicklungsprojekten. Dies lässt sich dadurch erklären, dass sich die Fachseite regelmäßig und intensiver mit der Entwicklung beschäftigt. Diese Auseinandersetzung erfolgt nicht anhand von abstrakten Konzepten, sondern direkt am Entwicklungsobjekt. Oftmals werden so rechtzeitig wichtige Punkte erkannt, die auch bei vorausschauender Konzepterstellung übersehen worden wären.

Digitale Champions wie Amazon oder Netflix haben agile Praktiken als feste Bestandteile ihrer Arbeitsweisen kultiviert und sind dadurch in der Lage, erhebliche Wettbewerbsvorteile in Bezug auf Geschwindigkeit und Produktivität gegenüber klassisch organisierten Unternehmen zu generieren. Lesen Sie dazu auch unseren Blogbeitrag zum Einsatz von „DevOps“.

 

Übertragung agiler Praktiken auf das gesamte Unternehmen

Agile Arbeitsweisen müssen nicht auf einzelne Teams und Projekte beschränkt sein. Im Rahmen einer „Skalierung“ können agile Praktiken auf das ganze Unternehmen übertragen werden, um agile Projekte und Portfolios aufeinander abzustimmen. Das ganze Unternehmen kann als agile Organisation dadurch anpassungsfähiger und produktiver werden. Hierbei können sich jedoch Herausforderungen ergeben, von denen ausgewählte im Folgenden dargestellt werden:

  • Abhängigkeiten
    Auf Teamebene versuchen agile Ansätze häufig, externe Abhängigkeiten zu eliminieren. Eine Grundannahme von Scrum ist beispielsweise, dass das Entwicklungsteam über die Möglichkeiten verfügt, das angestrebte Produkt selbstständig und unabhängig zu entwickeln. Schon bei größeren Projekten reichen die Kapazitäten eines einzelnen Entwicklungsteams jedoch nicht mehr aus, um alle gewünschten Funktionen in angemessener Zeit bereitzustellen. Mehrere Entwicklungsteams müssen parallel entwickeln, wodurch im Zeitverlauf zwangsläufig mehr Abhängigkeiten entstehen. Auch wenn versucht wird, diese durch technische und organisatorische Maßnahmen zu reduzieren, braucht es einen geeigneten Mechanismus, um die entstehenden Abhängigkeiten aufzulösen.
  • Planungshorizonte
    Während auf der Ebene einzelner Teams ein Planungshorizont von mehreren Wochen durchaus ausreichend ist, wächst diese Anforderung auf Projekt-/Programmleitungsebene mindestens auf mehrere Monate an. Spätestens auf der Ebene des Portfoliomanagements erweitern sich die Planungshorizonte dann auf mehrere Quartale oder noch längere Zeiträume. Natürlich können diese langfristigen Planungshorizonte in ihrer inhaltlichen Ausprägung weniger konkret gefasst werden, als die Entwicklungsziele für die nächsten ein bis zwei Wochen. Dennoch bedarf es eines Synchronisierungsmechanismus, der geeignet ist, die verschiedenen Planungshorizonte miteinander abzugleichen, zu integrieren und aktuell zu halten.
  • Management-Unterstützung
    In einer aktuellen Befragung gaben 39% der Unternehmen an, über nicht genügend Expertise für die Einführung und Nutzung von agilen Skalierungsverfahren zu verfügen. 30% waren noch mit der Einführung agiler Ansätze auf Teamebene beschäftigt und 13% sahen ihre Führungskräfte durch den Wandel überfordert [2]. Wie bei allen Veränderungsprozessen ist für eine erfolgreiche Skalierung jedoch Expertise, Vertrauen und Unterstützung erforderlich.

 

Skalierungsframeworks

Um die Skalierung von agilen Arbeitsweisen zu erleichtern wurden sogenannte „Frameworks“ entwickelt, die wesentliche Mechanismen zur Skalierung beschreiben. Sie ergänzen die bekannten agilen Praktiken auf Teamebene wie Scrum und Kanban. Zu den wichtigsten Skalierungsframeworks zählen das „Scaled Agile Framework“ (SAFe), „Scrum of Scrums“, „Discipline Agile Delivery“, das „Spotify“-Modell und „Large enterprise Scaled Scrum“ (LeSS). SAFe stellt dabei das Skalierungsframework mit der höchsten Verbreitung dar. Bei einigen Unternehmen kommen auch eigenentwickelte Verfahren zum Einsatz.

Skalierungsframeworks unterscheiden sich häufig in ihren Schwerpunkten. Einige sind beispielsweise besser für die Steuerung komplexer Programme geeignet, bieten jedoch keine Mechanismen für das Portfoliomanagement. Sie unterscheiden sich auch in ihrer Frequenz von Releases und darin, welche agilen Arbeitsweisen auf Teamebene sie unterstützen.

Skalierung erfolgreich umsetzen

Die Auswahl des richtigen agilen Skalierungsverfahrens ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Gelingen von agilen Arbeitsweisen in Ihrem Unternehmen.

Um die Potenziale von „Scaled Agile IT“ zu erschließen, bietet sich im ersten Schritt ein Agile Visioning Workshop an. Im Rahmen des Workshops führen wir mit Ihnen eine Positionsbestimmung durch und legen geeignete Anwendungsszenarien fest.

Werden in Ihrem Unternehmen bereits agile Arbeitsweisen eingesetzt und steht ihr Unternehmen vor der Fragestellung, ob eine unternehmensweite Skalierung möglich und sinnvoll ist, beraten wir Sie gerne bei der Auswahl eines für Sie passenden Skalierungsframeworks. In einem standardisierten Verfahren legen wir gemeinsam mit Ihnen die Leitplanken fest und erheben Optimierungs- und Effizienzpotenziale entlang von fünf Dimensionen. Aus unseren Projekten kennen wir die typischen Erfolgsfaktoren und greifen auf Best Practices zurück. Nach einer Analyse- & Vorbereitungsphase entwickeln wir gemeinsam mit Ihnen ein individuell zugeschnittenes Zielbild. In der Folge kann die schrittweise Transformation vorbereitet, geplant und durchgeführt werden – in einem Transformationsrhythmus, der auf Ihr Unternehmen abgestimmt ist.

Safaric Consulting nimmt in Transformationsprojekten eine ganzheitliche Perspektive ein und unterstützt Sie von der Planung bis zur Umsetzung. Hierbei profitieren unsere Kunden von der Erfahrung, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Prozess- und IT-Transformationen, strategischen Digitalisierungsinitiativen und fokussierten Innovationsprojekten gewinnen konnten. Wir führen für Sie sowohl den Review bereits laufender Agile-Initiativen durch als auch die Planung und das Management neuer Transformationen, um eine effiziente Umsetzung zu gewährleisten.

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